Vor einiger Zeit hatte ich einen Termin mit einer Kollegin. Wir hatten Einiges zu besprechen und wollten bei mir Zuhause in entspannter Atmosphäre arbeiten. Dann können wir ja auch gleich noch, ganz im Luxus der Zeitselbsteinteiler, gleich ein zweites Frühstück einlegen. Das war der Plan.

Schön den Tisch dekoriert, toller Käse, selbstgebackenes Brot und die leckere frische Erdbeeremarmelade. Hmmm.
Zu früh gefreut, denn schon beim Kaffee fing das Elend an: sie verschmähte meinen aus einer kleinen toskanischen Rösterei stammenden Kaffee, zubereitet in unserer Stahlglänzenden Retro-Siebträger Maschine.
Ok, dann vielleicht Tee ich habe da….nein, auch Tee wolle sie nicht zu sich nehmen. Heißes Wasser genüge.
Ja heißes Wasser ist unbestreitbar gesund, mehr als Kaffee, sicher auch als Tee, doch wie unsexy ist das denn?

Kurz gesagt, meine Kollegin entpuppte sich als totaler Genußverweigerer: Baguette: ( meine göttlichen handgefertigten Baguettes) seien nicht aus Vollkorn und überhaupt: Gluten ist das neue Rauchen. Marmelade: mit Zucker, Butter und Käse: sie probiere gerade vegan, so ging das weiter.
Ich saß an meinem vermeintlichen Tisch voller Köstlichkeilten, in kurzer Zeit mutiert zum BioWaffenzombie, zur Gesundheitsignorantensau zum tumben Allesfresser. Leichtes Schamgefühl machte sich bei mir breit.

Was ich ja als schrulliges Erlebnis mit einer Kollegin verbuchen könnte, stellt doch leider einen Teil unserer Wirklichkeit da.


Genuss vs Gefahr? Und ist Essen wirklich böse?

Krebserregend, belastend, dick- und krankmachend, das sind Attribute unserer Nahrung. Pass auf, was du ißt. Mal sind es die bösen Kohlenhydrate, die uns nicht nur die schlanke Hüfte ruinieren, mal die fiesen Fette, die unseren Arterien die Luft zukleistern.

können diese kleinen Kacki-Kekse böse sein?

Überall lauer Gefahren. Offensichtlich und auch versteckt. Über die gemeine, herzlose  Lebensmittelindustrie brauchen wir ja wohl kein Wort zu verlieren. Dauerdiäten sind jetzt mal raus, das ist für mich ständige Selbstkasteieung, hier gehts um echte Gefahr!

Wenn Essen und Gesundheit Stress hervorrufen

Das muss man sich einmal vorstellen: da tauschen sich ( neulich bei mir am Tisch) zwei erwachsene Männer während des Essens über die tollen Erfahrungen und Praktiken von Darmreinigungen aus. In epischen Breiten. Nicht zu vergessen die elenden Darmpilze und deren Sanierungen, die uns vor einigen Jahren heimsuchten. Dankeschön, ich möchte mit euch Spaß haben und nicht wissen, dass in eurem Hintern fiese Pilze lagern.

Wenn man heute zum Essen einlädt, muß man ja schon vorsorglich fragen, was denn GERADE nicht geht.  Ich habe ernsthaft vor einem Weihnachtsessen mal eine lange mail bekommen, was zu vermeiden ist. Sorry, aber das ist nicht mehr lustig.

Die armen Lehrer und Kindergärtner. Wenn Egon-Marcel aus Versehen einen Kakao trinkt bei seiner Laktoseintoleranz…das kann schön mal eng werden fürs Personal.

immer aufpassen kann anstrengend sein

Respekt und Toleranz auch dem eigenen Körper gegenüber

Vegetarier, Veganer oder religiös bedingte Nahrungsgepflogenheiten, kein Thema, klar. Ethische Gründe sind nicht diskutierbar und zu respektieren.

Um klarzustellen: es gibt sehr viele Krankheiten, die mit Ernährung eingestellt oder erträglich gemacht werden. Auch Allergien, Intoleranzen können sehr unangenenehm und bedrohlich werden. Das stelle ich nicht in Zweifel und ist sicher auch nicht eingebildet. Sich mit dem, was man ißt auseinanderzusetzen ist keine übertriebene Spinnerei.

 Doch wie Paracelsus schon sagte: allein die Dosis macht das Gift

Vielleicht machen einige von uns des Guten einfach zuviel, hören zwar in sich hinein, aber eher in Richtung Krankheit. Dazu die Fülle von Ratgebern, Besserwissern und Besseressern, dass kann schon einmal nerven und führt zudem zu Desorientierung. Ein Pups ist noch kein Donnerschlag.

Was kann man überhaupt essen? Die Antwort ist einfach: alles, was mir schmeckt wonach mein Körper verlangt.Sich auf den eigenen Körper, das eigene Gefühl zu verlassen ist eine Kunst, die es wieder zu entdecken gilt. Denn unser Körperwissen ist immens und verdient Vertrauen. Angst und Sorge haben am Esstisch nichts verloren. Außer es gibt Fliegenpilzgratin:-)

Buchtipp:

Zu diesem Thema habe ich sehr gutes Buch gelesen, dass ich empfehlen möchte. Susanne Schäfer “Der Feind in meinem Topf” Die Autorin wagt einen recht energetischen Appell an den gesunden Menschenverstand. Nicht jede Zeile muss man bedingungslos als Wahrheit annehmen, sondern auch hier ist kritisches Hinterfragen angebracht. Es ist gut und flüssig zu lesen, mutig und informativ.

Dann wünsche ich euch einen genussreichen Tag, genießt das Leben und den Frühling.
Ich back gleich mal ein leckeres glutenhaltiges Brot und füttere meine “Weizenwampe”… ohne Reue.

 

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