Hat etwas gedauert mit dem Teil 2. Bei so genialem Herbstwetter ist es schwer  am Rechner zu sitzen.
Ausreden sind ja immer schick

Wie ich Laufen lernte

Im Rückblick betrachtet hatte ich eigentlich schon immer die plausibelste Lauflerntechnik drauf:  langsam anfangen, kleine Ziele setzen. Und vor allem Geschwindigkeit raus. Das Tempo bei dem man sich noch gut unterhalten kann, ist das Richtige für den Körper. Na ja, aber zum Reden braucht man einen Partner und wenn der dann nicht kann, mag, krank oder gar verletzt ist, wird es auch wieder schwierig.
Außerdem schränkt in diesem Fall eine Partnerschaft die zeitliche Flexibilität ein.

Die Pulsuhr als Laufpartner 

Irgendwann hat der weltbeste aller Ehemänner eine Pulsuhr angeschafft. Er ist Ingenieur und die mögen es bekanntlich technisch. Nicht gerade meine Kernkompetenz, doch die Pulsuhr war der Einstieg in meine dauerhafte Laufkarriere.
Ein Puls zwischen 120 und 130 das war die Anweisung, die ich brav befolgte. Also wer Spaß an Technik hat, kann auch eine Wissenschaft daraus machen, ich bevorzugte die Neandertaler Version.
So lief ich die ersten Wochen mit Pulsuhr und konnte prima sogar unsere hügelige Landschaft ohne schwere Beine bewältigen. Irgendwann hatte ich das passende Tempo für mich heraus und die Pulsuhr, kalt und lästig, wurde in die Tiefen meiner Schublade versenkt.

Motivationskiller killen 


Mein Ziel mehrmals die Woche ohne Mühen mit Spaß zu laufen war also erreicht dachte ich. Im Urlaub vor dem Frühstück am Meer zu laufen, war für mich die ultimative Reifeprüfung. Locker lässig, die bewundernden Blicke der anderen Hotelgäste kassieren, tja so kanns gehen.

Bis ich dann selbst auf die unselige Idee kam, im Sommer in Italien an einem 15,2 KM Lauf teilzunehmen. Ja toll, das ist ja mal ein Ziel.
Mein inneres System fand das sofort irgendwie nicht so sexy. Kaum ausgesprochen, drängte sich der Satz auf: ob ich DAS schaffe? Berge, Sommer (örgs heiß) viele Menschen. Na ja ich lauf dann mal in der Wellnessgruppe. Ohne Zeitmessung, ohne Druck. Na ich hör dann einfach auf, wenn ich keine Lust mehr habe. Wenn und Abers in Dauerschleife.

Meine heimatliche Laufstrecke wurde nun auch kritisch beäugt. Hmmm nur 5 oder 7 Kilometer, war mein Homerun. Damit war ich eigentlich glücklich. Aber 15,2 Kilometer? Das is ja mehr als das Doppelte. Zweifel belasteten mein Läuferherz.

Kreative Vermeidungsstrategien-

Schau dir deine Ausreden an und lass dir den Weg zeigen

 
Zum Glück hatte ich kreative Gründe :

  • einen zu heißen Sommer
  • viel Arbeit und andere Stressoren
  • 2 kleinere OPs ( bitte nicht körperlich anstrengen, klar wird gemacht)
  • ein anderes Sommerurlaubsziel ausgewählt ( leider verpassen wir dann den Lauf in Italien, hurra)

Die Liste der Unwägbarkeiten wurde länger und länger. Meine Läufe sporadischer.

Bis ich dann feststellte:

Es war das zu große Ziel das mich gedrückt hat.
Und die vielen kleinen Ausredehelferlein haben mir den Weg gezeigt.

Bin ich sonst ohne zu zögern in meine Laufschuhe gesprungen, hat der Druck, den ich mir selbst machte, den Spaß und die Selbstverständlichkeit verdorben.

Loslaufen und ankommen

Motivationskiller erkannt und eliminiert. Meine Motivation war wieder da.
Ich brauche keinen Druck beim Laufen. Wir müssen in unserer Leistungsgesellschaft schon genug Erwartungen erfüllen, da möchte ich in meiner Freizeit genau das machen, was ich möchte. Und ich möchte eben einfach nur Bewegung, die mir guttut, die ich auf meine Art erlebe. Wann wie und wem wem ich mir aussuche.
Wer da Schweiß bis zum Abwinken braucht und an den Rand der totalen Erschöpfung läuft, auch gut.
Aber nicht für mich.

Seit ich wieder auf meine Intuition verlasse läufts sichs wieder wie geschmiert. Fast jeden Tag ohne Mühe.

Meine Tipps für Einsteiger

  • Informationen sind gut für den Kopf. Was passiert beim Laufen mit meinem Körper, welche Trainingsmethoden gibt es. Ich kann euch hier 2 Bücher empfehlen, die einen sanften Einstieg beschreiben:


  • Vielleicht ist es gut  für den Anfang erstmal auf aufwendige Klamotten beim Laufen zu verzichten. Gute Schuhe ein Muß. Fürs Obenrum reicht auch erstmal die olle Schlumperhose. Edelsportys  als Belohnungskicks wenns läuft.


  • Welcher Lauftyp bin ich eigentlich?


  • Passt Laufen genau in mein Konzept, oder denke ich mir das nur schön zurecht?


  • Für wen laufe ich eigentlich?  Für mich oder Andere ? Für Kopf oder Bauch? Oder noch Schlimmer, um abzunehmen?


  • Kauft oder leiht euch eine Pulsuhr, manchmal ist es erstaunlich, wie langsam man laufen muß, um den optimalen Puls zu halten. Schneller gehts später ganz von allein.
  • Nutzt die Zeit des Laufens als Zeit für euch. Zum Nachdenken, Ideen entwickeln, bewußt den Körper spüren, die aufrechte Körperhaltung trainieren.  


  • Genießt die Natur, mit allen Sinnen. Klaro OHNE Musik im Ohr. 

Ich hoffe, ihr könnt mit meinen Erfahrungen etwas anfangen und es ist eine Motivation für euch wieder einmal zu laufen. Oder ganz neu anzufangen und sich auf das Abenteuer: ich mach es einfach mal ganz anders, einzulassen.  Eben Laufen lassen.

Viel Spaß und genießt diesen wunderschönen, hellen November.

Eure


Menü